Schreiben wir Geschichte - irgendwann

Als ich noch in der Schule war, war ich kein großer Fan von Geschichte. Über Heinrich den so und so vielten, Papst XY und den Untergang des römischen Reiches zu lernen, interessierte mich gerade so viel wie die Note in meinem Zeugnis dazu aussagte. Ausreichend.

Seit damals frage ich mich von Tag zu Tag mehr wieso der Geschichtsunterricht in den Schule auf diese Weise ausgelegt ist. Man findet in den Lehrpläne viel zur Zeit um Jesus, wie es danach weiterging und sich die Geschichte im Laufe des Mittelalters entwickelte. Schließlich lernt man ausführlich über den ersten, zweiten und kalten Krieg und schneidet an wie sich danach die Industrialisierung entwickelte.

Aktuelle Geschichte sucht man vergeblich. Wieso müssen geschichtliche Ereignisse erst 20, 30 oder 100 Jahre alt werden damit sie von Relevanz für heranwachsende Generationen ist? Ist es nicht wichtig, was der Wahlsieg von Trump oder die politische Lage in Brasilien für uns und unsere Zukunft bedeutet?

Nein nein, da lernt man lieber über Heinrich eins bis – oh, hab ich bereits vergessen, denn Bedeutung hat irgendein beliebiger König von vor 1000 Jahren für mich, unsere aktuelle Lage und die Zukunft ziemlich wenig. 

Der Geschichtsunterricht ist natürlich nicht der Einzige, bei dem ich mir bezüglich des Lehrplanes an den Schulen am liebsten ans Hirn fassen würde. Doch Geschichte wird immer wichtiger. Besonders aktuelle Ereignisse.

Ich frage mich, wie dieser Unterricht in 50 Jahren aussehen wird. Lernt man dann immer noch über mittelalterliche Könige oder behandelt man die Freitagsdemonstrationen im Jahr 2019? Auf welche Punkte wird der Fokus gelegt?

Ich sage ja nicht, man soll je weiter die Geschichte voranschreitet immer mehr vom Anfang weglassen, aber bitte in gekürzter Version. Denn sonst bleibt irgendwann keine Zeit mehr für die aktuelle Geschichte. Die Geschichte, die unsere Zukunft schreibt – denn die ist doch sowieso schon ungewiss genug. Und wie wir inzwischen alle begriffen haben, ist Wissen Macht. Und ohne Kenntnisse über die politische Lage im 21. Jahrhundert können wir auch nicht begreifen wann alles den Bach runtergegangen ist. In 50 Jahren können die Geschichtslehrer ihren Schülern sagen: Ja wisst ihr, hätten wir damals begriffen was vor sich geht, hätten wir was ändern können. Aber jetzt ist das ja alles Geschichte.

Und dann geht es da noch um unsere eigene Geschichte. Oft haben wir zwar das Gefühl, dass unser Leben inzwischen nicht mehr selbstbestimmt ist, geleitet von Regeln, Geld und der Gesellschaft. Leider kann man diesem Konstrukt tatsächlich oft nicht entfliehen. Aber du kannst beginnen deine Geschichte selber zu schreiben. Im Kleinen und für Außen im Unbedeutenden. Aber wenn du dich entscheidest dich um deine Großmutter zu kümmern, statt im neusten Café zu sitzen; deiner Freundin zuzuhören, statt die nächsten drei Shirts zu kaufen oder dir einfach mal Zeit für dich selber nimmst, macht das einen Unterschied.

Sei du selbst die Veränderung, die du dir für diese Welt wünscht.

Mahatma Gandhi

Dieser weise Mann, hat es bereits vor vielen Jahren gesagt: beginne deinen Fußabdruck in unserer Geschichte zu hinterlassen.



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